Der Steinheimer Bürgermeister hat große Pläne
Artikel Neue Westfälische v. 09.09.2020, Redakteur David Schellenberg
Der Steinheimer Bürgermeister hat große Pläne
Steinheim. Er hat noch viel vor mit Steinheim: Der amtierende Bürgermeister Carsten Torke will im Amt bleiben und tritt bei der Kommunalwahl am kommenden Sonntag noch einmal an. Zwar hat er in seiner ersten Amtszeit schon einige von seinen Plänen umgesetzt, doch bei vielen Projekten geht es erst jetzt in die richtig heiße Phase. Und dass er diese Projekte an führender Position mitgestalten will, daran lässt er keinen Zweifel.
Kaum Zweifel gibt es auch an seiner Wiederwahl. Er hat keinen Gegenkandidaten. Neben seiner eigenen Partei, der CDU, lobt auch die politische Konkurrenz – die anderen Ratsparteien – seinen Führungs- und Politikstil. Einen Besseren haben sie auch nicht finden können und verzichteten auf eine Nominierung. Carsten Torke selbst stört es nicht, dass er keinen Gegenkandidaten hat. Im Gegenteil. Er will nicht durch schöne Plakate, sondern durch Inhalte und Ergebnisse überzeugen.
Wobei Carsten Torke die anderen Ratsparteien neben seiner CDU selbst nie als Konkurrenz sehen und bezeichnen würde. „Ich habe von Anfang an einen parteiübergreifenden Stil des kollegialen Miteinanders gepflegt und werde das auch weiterhin tun. Ich glaube, das hat uns gutgetan“, unterstreicht Torke und ergänzt: „Auch wenn ich weiß, dass das vielleicht nicht jedem in seiner Partei gefällt.“ Es geht ihm immer um Inhalte und den besten Weg, der zum Ziel führt. Und da ist es ihm egal, wer den Vorschlag gemacht hat.
„Von Anfang an parteiübergreifenden Stil gepflegt“
Und auch das gehört zu seinem Stil, der sich bei seiner Arbeit und bei vielen Projekten in den vergangenen Jahren beobachten ließ: Er ist im Rathaus der Chef und übernimmt für alles, was gemacht oder eben auch gelassen wird, die Verantwortung. Er diskutiert zwar gerne verschiedene Argumente, aber wenn alles einmal gesagt und durchdacht ist, fordert er auch eine Entscheidung ein beziehungsweise trifft sie selbst.
Klare Worte, klare Vorgaben, klare Verantwortlichkeiten. Das hat Carsten Torke aus seiner langjährigen Bundeswehrzeit mitgebracht und in seine Arbeit als Verwaltungschef übernommen. „Da kommt der Soldat in mir durch“, bekennt er selbst – es ist ein Satz, der bei öffentlichen Terminen Torkes so gut wie nie fehlt und mit dem er auch gern kokettiert.
Fast 26 Jahre lang gedient
Die Bundeswehr hat das Leben des dreifachen Familienvaters lange Zeit geprägt. Fast 26 Jahre hat er gedient, zuletzt als Stabsoffizier in der logistischen Führung im Standort Augustdorf. Drei Auslandseinsätze hat er absolviert. Und weil er immer noch Angehöriger der Bundeswehr ist und theoretisch jederzeit in den aktiven Dienst zurückkehren könnte, schaut neben den Steinheimer Bürgern auch die Bundeswehr genau hin, wie er sein Amt als Bürgermeister ausfüllt.
Die Kinder Wiebke (15), Hauke (13) und Gesa (22) sowie Ehefrau Marion bestimmen das Privatleben des Steinheimer Bürgermeisters.
Das, was er in den vergangenen fünf Jahren erreicht hat, präsentiert er dann auch mit Selbstbewusstsein und auch einem gewissen Stolz. Auf der Haben-Seite stehen als Großprojekte unter anderem der Umbau der Stadthalle, die Umwandlung der Förderschule zu einem Kulturzentrum und die Sanierung der Aula im Schulzentrum und der Schulhöfe sowie die Erweiterung des Industriegebietes Bergheim. Torke nennt aber auch die Intensivierung der Integrationsarbeit für Flüchtlinge und die Stärkung der Dorfgemeinschaften durch den selbstgestalteten Dorferneuerungsprozess IKEK.
„Ich habe mir meinen Flyer mit den Zielen von der letzten Wahl vor fünf Jahren herausgeholt und war selbst erstaunt, was wir alles erreicht haben“, sagt Torke und ergänzt sofort: „Mir ist es aber sehr wichtig zu betonten, dass wir das gemeinsam geschafft haben. Ich bin darin nur eines von vielen Rädchen im Getriebe“, sagt er und wiederholt es auch, damit klar ist, dass er es auch genau so meint.
Viel Arbeit im Hintergrund
Es klingt durch, dass er alles in allem stolz ist, auf das, was er gemeinsam mit dem Stadtrat und einem vergleichsweise kleinen Verwaltungsteam auf die Beine gestellt hat – neben der alltäglichen Verwaltungsarbeit, die natürlich weitgehend reibungslos funktionieren soll. Vieles, von dem was im Steinheimer Rathaus angepackt wird, sei zunächst Arbeit im Hintergrund – wenig öffentlichkeitswirksam aber ergebnisorientiert. Torke nennt als Beispiel die Belebung der Innenstadt.
Gegen immer weitere Geschäfts- und Lokalschließungen kann die Verwaltung selbst wenig ausrichten, auch beim Umgang von Privateigentümern mit ihren Gebäuden sind der Stadt weitgehend die Hände gebunden. Aber sie kann mit den Eigentümern und potenziellen Einzelhändlern das Gespräch suchen, Konzepte begleiten, Fördermöglichkeiten ausloten. Das übernimmt hauptsächlich der städtische Wirtschaftsförderer Ralf Kleine. „Das ist manchmal sehr mühsam“, gesteht Torke. Und nicht immer von Erfolg gekrönt. So manche Idee in den vergangenen Jahren war umsetzungsreif und ist im letzten Moment doch noch geplatzt.
Um so mehr freut es Torke deshalb, dass es der Stadt gelungen ist ein großes Areal direkt am Kump selbst zu erwerben und damit bei der künftigen Gestaltung freie Hand zu haben: Die Häuser Markt 9 bis 15 sollen nicht nur eine neue Fassade, sondern eine neue Funktion erhalten. Dass dabei nicht mehr an den klassischen Einzelhandel gedacht wird, sieht Torke als zukunftsweisend. Ein neuer Kindergarten und eine Altenpflege ziehen ins Erdgeschoss ein, oben entsteht Wohnraum für verschiedene Ansprüche. „Wieder mehr Leben in die Innenstadt bringen“, nennt Torke als wichtigstes Ziel. Sind erst die Menschen wieder da, lohnen sich auch Geschäfte wie Bäcker, Restaurant und Ähnliches, so der Gedanke.
Mitwirken an vorderster Front
Das Großprojekt ist angeschoben, die aufwendige Detailarbeit für Politik und Verwaltung beginnt jetzt aber erst. Torke will daran an vorderster Front mitwirken, denn planen ist das eine – umsetzen das andere. Das „Quartier am Kump“ ist aber nur eines von mehreren großen Vorhaben für die nächste Amtszeit des Bürgermeisters.
Ganz oben auf der Agenda steht der Bau der Entlastungsstraße am Schorrberg, ein wichtiges Anliegen, dass die UWG schon seit mehr als zehn Jahren wie eine Monstranz vor sich herträgt und auch von der Verwaltung intensiv verfolgt wird. Bis zur Umsetzung ist es allerdings ein langwieriger Prozess, weil damit auch die Verlegung der Landesstraße 827, die Neuordnung der Felder (Bodenordnungsverfahren) und die Planung der Neubaugebiete Steinwartsfeld 3 und 4 verbunden sind. Zugleich kann dann der innerstädtische Ring von einer Landes- zur Stadtstraße zurückgestuft werden, womit Steinheim die Chance bekommt, diesen nach eigenen Vorstellungen zu modernisieren. „Dies wird in intensiven Austausch mit den Anwohnern geschehen“, versichert Torke. Wie in der Vergangenheit schweben ihm zu wichtigen Themen Bürgerversammlungen vor. Direkter Austausch – so versteht Carsten Torke Transparenz der Verwaltung.
Ein wichtiges Vorhaben
Ein weiteres wichtiges Vorhaben für die kommenden Jahre: der Neubau der Rettungswache an einem neuen Standort in Zusammenarbeit mit dem Kreis Höxter. Dies ist notwendig, weil die aktuelle Wache am Piepenbrink nicht mehr den neuesten Anforderungen entspricht. Auch wenn die Planungen beim Kreis jetzt erst beginnen, hat die Stadtverwaltung Steinheim bereits Vorarbeit geleistet und sich einen geeigneten Standort gesichert, berichtet Torke.
Doch dem Bürgermeister geht es nicht nur um die Sanierung und Modernisierung der Stadt in Form von Bauvorhaben. Nachdem Steinheim bereits als Fair-Trade-Town zertifiziert ist – ein Projekt das durchaus noch weiteres Potenzial hat – wurde in der vergangenen Woche auch die Bilanzierung der Stadt als erste Gemeinwohlökonomie-Kommune in NRW abgeschlossen. Damit verbunden ist ein Perspektivwechsel im Planen, Handeln und Investieren der Verwaltung aber auch der beteiligten Unternehmen.
Es geht bei künftigen Projekten nicht mehr zuallererst um Profitmaximierung und den größtmöglichen finanziellen Gewinn, sondern um die Frage, was mittel- und langfristig das für die Gemeinde und ihre Menschen das Beste ist. Eine Sichtweise, die laut Torke genau seinem Amtsverständnis als Bürgermeister entspricht.