Grussworte des Bürgermeisters zum Jahresende

Liebe Mitbürger*innen,

das Jahr 2020 war und ist bestimmt von dem Virus SARS-CoV-2. Es hat die Weltwirtschaft zeitweise gänzlich zum Stillstand gebracht, das Gesundheitswesen vieler Nationen an die Belastungsgrenzen geführt oder gar zusammenbrechen lassen. Es hat Menschen der Existenz beraubt. Weltweit sind fast 70 Millionen Menschen daran erkrankt, fast 1,6 Millionen daran gestorben. Es ist nahezu unmöglich, die Pandemie und ihre Folgen auszublenden, so sehr ich mir das wünschen würde für meine Jahresabschlussworte an Sie, meine Mitbürger*innen. Angesichts dieser Tatsachen sind andere, zentrale Themen wie die Kommunalwahl in den Hintergrund getreten. Gemeinsam mit dem neu konstituierten Rat werde ich die vertrauensvolle und konstruktive Arbeit zum Wohle der Stadt Steinheim in den nächsten fünf Jahren fortführen, dabei von Gerd Jarosch als 1. Stellvertretender Bürgermeister und Silke Lüke als 2. Stellvertretende Bürgermeisterin bei meinen „Außen“-Terminen unterstützt. Für die erfolgreiche Gremienarbeit der letzten Jahre danke ich an dieser Stelle nochmals den ausgeschiedenen Ratsfrauen und Ratsherren, die dieses wichtige Ehrenamt mit großartigem Engagement und viel Herzblut für „ihre“ Stadt ausgefüllt haben.
Corona – die Pandemie dominiert seit Monaten meinen Arbeitsalltag und den meiner Mitarbeiter innerhalb der Verwaltung – und weit darüber hinaus ins Private hinein, zeitweise bis an die Grenze der Belastbarkeit. Hervorzuheben ist, dass viele Menschen sich ihrer Verantwortung sich selbst und ihren Nächsten gegenüber bewusst sind, sich entsprechend verhalten. Leider gibt es aber auch Mitmenschen, die dem Staat das Vertrauen entzogen haben, sich aus Protest oder sonstigen, nicht nachvollziehbaren Motiven heraus, ihrer Verantwortung entziehen und damit alle Bemühungen, die Fallzahlen zu reduzieren, unterlaufen.
Unsere energetisch aufwändig sanierte Stadthalle, im Frühjahr eingeweiht, ist in dieser besonderen Zeit ein dickes Plus – Dank ihr konnten auch in den Hochphasen der Pandemie unter Berücksichtigung aller Abstands- und Hygieneregeln wichtige Veranstaltungen durchgeführt werden: Gremiensitzungen, Abiturprüfungen, Prüfungen der Industrie- und Handelskammer. Ja, auch über die Stadtgrenze hinaus war man froh und dankbar, auf diese Einrichtung zurückgreifen zu dürfen. Dass die Halle sich heute so präsentiert, ist zu einem Gutteil auch der aktiven Unterstützung von Vereinen zu verdanken. Wie gerne hätten wir dies gemeinsam gefeiert, mit einem Tag der offenen Tür, für alle, die geholfen haben, für alle zukünftigen Nutzer – doch davon galt es im Jahr 2020 Abstand zu nehmen. Hoffen wir auf das Jahr 2021! Mein Dank gilt auch hier nochmals allen, die dazu beigetragen haben, dass Steinheim diese schöne Stadthalle hat.
Ebenfalls ist die beschleunigte Digitalisierung auf der Haben-Seite zu nennen. Die Steinheimer Schulen sind gut ausgestattet, sodass auf die erhöhten Anforderungen schnell reagiert werden konnte. Mit der Giga-bit-Leitung und dem neu installierten Server der Firma IServ, den Hochleistungs-Tablets für den Lehrkörper dürften Probleme beim Homeschooling der Vergangenheit angehören. Die technische Betreuung liegt in kompetenten Händen und wird für die zukünftigen Anforderungen an Manpower verstärkt werden.
Das Jahr 2020 ist trotz Corona vorübergegangen. Und blickt man zurück, gibt es noch viele weitere Projekte, die angestoßen, gestaltet und umgesetzt worden sind: Erweiterung Industriepark Bergheim, Baugebiet Steinwarts Feld III, Projekt „Entlastungsstrasse Schorrberg“, Bike-Park, Umbau der ehemaligen Stadtwerke zu einer Kindertagesstätte, Entwicklung und Planung Quartier am Kump sowie in allen Ortschaften Maßnahmen zur Dorferneuerung/-gestaltung im IKEK-Prozess. Millionen wurden und werden investiert. Dank jahrelang erwirtschafteter Rücklagen ist die Stadt Steinheim in der Situation, die langfristigen Projekte planmäßig durchzuführen. Doch diese komfortable Finanzsituation wird sich aufgrund von einer noch nicht einschätzbaren Gesamtentwicklung der kommunalen Steuereinnahmen perspektivisch nicht aufrechterhalten lassen.
Steinheim ist vor wenigen Wochen als erste Stadt in Deutschland Gemeinwohl-zertifiziert worden. Und zurecht stolz darauf. Der Prozess war arbeitsintensiv und hat viele Fragen aufgeworfen: Wo stehen wir, wo können wir besser werden, wie hoch ist der Grad der Einflussnahme bei den gegebenen gesetzlichen Rahmenbedingungen? Zum besseren Verständnis: Eine Kommune ist darauf ausgerichtet, im Sinne eines möglichst weitreichenden Gemeinwohls zu agieren. Das verfügbare finanzielle Volumen unterliegt einem Verteilungsprozess, bei dem die Pflichtaufgaben Vorrang haben vor den freiwilligen Aufgaben. Und verteilt werden kann es nur einmal. Aber alle bisher Beteiligten sind sich darüber einig, dass der eingeschlagene Weg lohnt, weitergegangen zu werden. In einer der ersten Sitzungen des Rates 2021 werden die Erkenntnisse des Prozesses, weiteres Vorgehen und Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung vorgestellt und zeitlich eingeordnet. Sobald die Pandemie es zulässt, werden Sie, liebe Mitbürger*innen, aktiv in den Prozess einbezogen.
Ein weiteres Ziel wurde 2020 erreicht – die Re-Zertifizierung zur Fairtrade-Stadt. Auch, wenn wir alle mit uns selbst beschäftigt sind, der Alltag stresst, oder wir Nöte und Sorgen haben – wir leben in Deutschland, in Europa, komfortabel. Viele Menschen schauen über ihren Tellerrand hinaus, achten auf die Herkunft von Produkten und verschließen nicht den Blick vor Kinderarbeit oder unhaltbaren Lebensbedingungen. Hinsehen macht den Unterschied. Und die zunehmende Zahl an Fairtrade-Produkten macht es leicht, mit der Kaufentscheidung die Welt ein kleines bisschen besser zu machen – und das nicht nur in der Weihnachtszeit.
Liebe Mitbürger*innen, wir durchleben gerade einen weiteren „harten“ Lockdown. So sehr ich es mir gewünscht hätte, dass diese Phase kurz vor dem Weihnachtsfest und dem bevorstehenden Jahreswechsel nicht eintritt, so sehe ich keine Alternative. Glauben Sie mir, sowohl als Bürgermeister aber auch als Ehemann, Familienvater mit Kindern im Studium oder in unseren Schulen, durchlebe ich genau wie Sie eine Zeit der Angst, der Ungewissheit. Keiner von uns kann zum heutigen Zeitpunkt sagen, wie sich die Corona-Pandemie im kommenden Jahr entwickeln wird, sie wird mit Sicherheit unseren Alltag weiter beeinflussen. Und hier fordere ich eine klare Richtung seitens unserer Bundesregierung, aber auch der Ministerpräsidenten*innen der Länder, der Föderalismus hat auch seine Grenzen. Ich sorge mich um Unternehmerschaft, Einzelhandel und Gastronomie, unseren Hoteliers. Abschalten ist schlichtweg unmöglich, seien Sie sich aber sicher, Rat und Verwaltung werden trotz alledem weiter an der Entwicklung unserer schönen Emmerstadt und unseren Ortschaften arbeiten.
Ich werde Sie zu einem späteren Zeitpunkt, wenn wir uns um unseren städtischen Haushalt 2021 kümmern, über unsere Ziele für das kommende Jahr informieren.

Mit den besten Wünschen für ein schönes und friedvolles Weihnachtsfest, einen ruhigen Jahreswechsel und –bleiben Sie gesund!

Ihr/Euer
Carsten Torke
Bürgermeister